30 Jahre Beratungsstelle für seelische Gesundheit des Sozialpsychiatrischen Dienstes
Rechtzeitig Hilfe anbieten 30 Jahre Beratungsstelle für seelische Gesundheit des Sozialpsychiatrischen Dienstes
Die Beratungsstelle für seelische Gesundheit des sozialpsychiatrischen Dienstes feiert dieses Jahr 30-jähriges Bestehen. Seit 1992 werden in den Büros des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in der Siemensstraße Menschen aus Stadt und Landkreis unterstützt, die an psychischen Erkrankungen leiden, sich in Lebenskrisen befinden und Gesprächsbedarf haben.
Die stabilisierenden und niedrigschwelligen Angebote sind nun seit drei Jahrzehnten ein wichtiger Baustein in der ambulanten Versorgung psychisch erkrankter oder belasteter Menschen. Doch ein kostenloses und dennoch professionell hochwertiges Gespräch war nicht immer selbstverständlich: Mitte der 70er-Jahre begann ein Umdenken in der stationären wie ambulanten Behandlung psychisch erkrankter Menschen: Psychische Leiden sollten den physischen weitestgehend gleichgestellt werden, rechtliche Grundlagen für eine würdigere und wertigere Versorgung wurden geschaffen. Mit der Veröffentlichung des bayerischen Psychiatrieplans 1980 kam es zu zahlreichen Verbesserungen, vor allem im ambulanten Bereich. Im Zuge dieser Reform begann der Bezirk Niederbayern 1992mit dem Aufbau der sozialpsychiatrischen Dienste, und am 1. April 1992 nahm die Beratungsstelle für seelische Gesundheit in Straubing ihre Arbeit auf.
Zur Jahrtausendwende erweiterte sich der sozialpsychiatrische Dienst durch die Tagesstätte für Menschen mit seelischen Problemen (seit 1999), das Betreute Einzelwohnen (seit 2000) und die therapeutischen Wohngemeinschaften (seit 1995 in Bogen, seit 2002 in Straubing) und gewährleistet dadurch bis heute ein breites und vielfältiges Versorgungsangebot. Anfang der 2000er-Jahre war der Dienst mit finanziellen Problemen konfrontiert. Nachdem Ausstieg der Krankenkassen aus der Mitfinanzierung musste, sogar um den Erhalt gekämpft werden und es kam zu Stellenkürzungen. Seit 2007 werden die sozialpsychiatrischen Dienste – auch aufgrund der kontinuierlich hohen Nachfrage – jedoch stets weiter ausgebaut. 2008 wurden Stellen für den gerontopsychiatrischen Bereich, also für die Beratung belasteter Menschen ab 60 Jahren, geschaffen. Seit 2020 muss sich die Beratungsstelle nun – wie viele andere Einrichtungen auch – den Anforderungen durch die Corona-Pandemie stellen. Die meisten Angebote zur Gemeinschaftserfahrung ruhen, etliche Monate konnten Gespräche nur telefonisch stattfinden. Der Beratungsbedarf ist durch die zusätzlichen Belastungen in der Gesellschaft gestiegen. Aktuell arbeiten sieben Fachkräfte aus den Berufsfeldern Psychologie und Sozialpädagogik und zwei Verwaltungskräfte in der Beratungsstelle. Es werden persönliche und telefonische Gespräche angeboten, im Bedarfsfall auch Hausbesuche.
Vieles hat sich in den letzten drei Jahrzehnten verändert: Das Wissen um psychische Erkrankungen hat sich stark verbessert. Dadurch sind Unterstützungs- und Behandlungsmöglichkeiten vielfältiger und bekannter geworden. Medizinische und therapeutische Hilfen finden individueller und zielführender statt. Auch die Akzeptanz in der Gesellschaft hat sich erhöht.
Und doch ist noch vieles zu tun: Betroffene leiden noch immer unter einer gesellschaftlichen Stigmatisierung, seelisch belastete Menschen finden manchmal zu spät oder gar keine passende Hilfe und es gibt Versorgungslücken im ambulanten Therapiebereich. Die Beratungsstelle versucht, neben ihrer täglichen Arbeit auf diese Missstände aufmerksam zu machen und gemeinsam mit anderen Einrichtungen die Lebensqualität psychisch erkrankter Menschen weiter zu verbessern.