Anti-Stigma-Arbeit tut allen gut
Beratungsstelle für seelische Gesundheit veranstaltete Podiumsgespräch
Menschen mit einer seelischen Erkrankung sind häufig Vorurteilen und Diskriminierung ausgesetzt, denn die Erkrankung wird in der Öffentlichkeit häufig als negative Eigenschaft gesehen. In den vergangenen Jahren ist durch Anti-Stigma-Arbeit das Verständnis für manche Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, ein wenig gestiegen. Was andere Störungen und Erkrankungen anbetrifft, weiß die breite Öffentlichkeit kaum etwas darüber und Vorurteile sind sehr verbreitet.
Vielen Betroffenen und Angehörigen fällt es noch sehr schwer, mit anderen Menschen über die Depression, Angststörung oder Psychose zu sprechen. Die Offenlegung der Erkrankung kann sowohl Vorteile als auch Nachteile haben.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Vorurteile und Diskriminierung von Menschen mit seelischen Erkrankungen sehr verbreitet sind und zu einem deutlichen Leidensdruck bei den Betroffenen und Angehörigen führen. Unter Umständen kann Diskriminierung auch den Verlauf der Erkrankung negativ beeinflussen und die Lebensqualität der Betroffenen vermindern.
Eine wichtige Aufgabe der Beratungsstelle für seelische Gesundheit ist neben der Einzelberatung von Betroffenen und Angehörigen auch die Anti-Stigma-Arbeit, die durch Vorträge oder Seminare geleistet wird. Im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums, das heuer gefeiert wird, und anlässlich des Welttages der seelischen Gesundheit am 10. Oktober, veranstaltete die Beratungsstelle ein Podiumsgespräch, das den Dialog zwischen Fachkräften, Betroffenen und Angehörigen stärkt. Der Beratungsstelle gelang es, erfahrene und bekannte Vertreter der drei Parteien zu gewinnen und so diskutierten Hr. Dr. Simmerl (Chefarzt im BKK Mainkofen), Hr. Nuißl (Diplom Psychologe und selbst Psychiatrieerfahrener), Fr. Drégelyi (Angehörige und Vorsitzende des Landesverbandes für Angehörige) und Hr. Drégelyi (Psychiatrieerfahrener). Das Podiumsgespräch wurde moderiert von Frau Friedl, Diplom Psychologin und Supervisorin.
Im Laufe des Gesprächs wurde darauf eingegangen, wie man Stigmatisierung begegnen kann, wie Betroffenen mit Vorurteilen umgehen und welche Möglichkeiten es gibt, positive Grundhaltungen im Miteinander zu stärken. Die persönlichen Einblicke der Betroffenen und Angehörigen sowie der langjährige professionelle Erfahrungsschatz von Hr. Dr. Simmerl machten deutlich, dass es grundlegend ist, die Krankheit zu akzeptieren. Dass man ohne Selbstabwertung zu ihr steht und dass man Betroffenen auch in akuten Krankheitsphasen das Gefühl vermitteln sollte, dass man an sie glaubt und dass ein Leben mit der Erkrankung ein gutes Leben sein kann. Wichtig sei es zudem, schon junge Menschen in den Schulen über psychische Erkrankungen aufzuklären, um damit Vorurteile und Berührungsängste frühzeitig abzubauen.
Die Teilnehmer der Veranstaltung - Interessierte, Betroffene, Angehörige, Fachkräfte und politische Vertreter der Stadt Straubing und des Landkreises Straubing – Bogen - waren beeindruckt von dem intensiven Gespräch der Podiumsteilnehmer. Durch den Austausch auf Augenhöhe, der die unterschiedlichen Sichtweisen gut darstellte und verdeutlichte, wie wichtig die verschiedenen Perspektiven sind, gelang der Beratungsstelle ein Abend mit vielen wichtigen Erkenntnissen und einen klaren Arbeitsauftrag: Die Anti-Stigma-Arbeit konsequent weiterzuführen.